Geschichte

Die Geschichte der Gemeinde Gurtnellen geht mit grösster Wahrscheinlichkeit auf die frühmittelalterliche Zeit zurück. Der Name mag romanischen Ursprunges sein: Cort-in-ella oder Cortinella, was so viel bedeutet wie "Hof". Es wird angenommen, dass Gurtnellen schon im 8. und 9. Jahrhundert besiedelt war. Urkundlich erwähnt wurde die Ortschaft hingegen erstmals im 13. und 14. Jahrhundert.

 


   

Bereits damals führte der Weg über den Gotthard durch das Gurtneller Gemeindegebiet. Der immer lebhaftere Verkehr brachte Arbeit und Verdienst in die Weiler und Dörfer und so gewann auch der rechtsufrige Gotthardweg immer mehr an Bedeutung. Erst wurden die alten, einfachen Stege über die Reuss und die Bäche durch massive Holzbrücken ersetzt, weitere Verbesserungen des Gotthardweges erfolgten. Mit der Erstellung der "neuen" Gotthardstrasse in den Jahren 1819-1826 nahm der Wagenverkehr über den Gotthard rasch zu. 1872 bis 1882 wurde mit dem Bahnbau begonnen.

Mit der Erschliessung der Verkehrswege liessen sich verschiedene Gewerbebetriebe in Gurtnellen nieder. Für Gurtnellen-Wiler war dies von besonderer Bedeutung. Es entstanden markante Wohnhäuser, wie zum Beispiel die drei Häuser am Bahnhofplatz. In den Steinbrüchen herrschte Hochbetrieb, viele Leute fanden dort Arbeit. Als Folge davon stieg die Bevölkerung stetig an und erreichte im Jahre 1920 die hohe Einwohnerzahl von 1648 Personen.
  


 

Die sprunghafte Entwicklung brachte damals auch Schwierigkeiten. So wurde ein Begehren aus dem 1898, worin eine Strassenverbindung von Gurtnellen-Wiler nach Gurtnellen-Dorf gefordert wurde, erst 28 Jahre später umgesetzt. Im gleichen Zeitraum wurde das Kraftwerk im Wiler gebaut. Seine Wasserfassung liegt in der Gornerenalp. Auch der Bau im Platti mit dem Arnistausee wurde in dieser Zeit vollendet. Von 1918 bis 1921 wurde die Elektrifizierung der Gotthardbahn vorgenommen.

Trotz des Aufschwungs blieb das Dorf vor Naturgewalten nicht verschont. Am 22. April 1917 fanden drei Personen, am 31. Januar 1942 neun Personen und am 27. Januar 1968 sieben Personen den Lawinentod. Neben Wohnhäusern wurden auch immer wieder Ställe und Geisshütten zerstört. Dabei kam viel Klein- und Grossvieh um. An der Gemeindeversammlung vom 29. April 1956 wurde dann das erste Projekt für eine Lawinenverbauung am Geissberg genehmigt. Dank dieser Verbauung ging die Lawinengefahr von Jahr zu Jahr zurück.

 


   

Die ersten Einwohner von Gurtnellen lebten vorwiegend von der Landwirtschaft. Auch die Gewinnung von Blei, Kupfer und Silber aus den nahegelegenen Bergwerken war ein wichtiger Einkommenszweig. In den Glanzzeiten der Steinbrüche arbeiteten einige 100 Personen. Es waren vor allem italienische Fremdarbeiter, von denen sich einige in Gurtnellen niedergelassen haben.

Gurtnellen liegt inmitten der weltbekannten Mineralfundstelle des Aaregranites. Das Strahlnen war und ist somit für die Bergbewohner eine willkommene Nebenbeschäftigung.

Heute sind Landwirtschaft, Gewerbe und Industrie in einem ausgewogenen Nebeneinander angesiedelt. Eine gesunde Land- und Viehwirtschaft, die auch unter modernen Bedingungen arbeiten kann, ist der Gemeinde erhalten geblieben. Die Forstwirtschaft war und ist noch immer von grosser Bedeutung, da sie mit der Pflege des notwendigen Schutzwaldes betreut ist.

 


    

Gurtnellen's Handel und Gewerbe umfasst zahlreiche durch Fleiss und Wagemut entstandene Firmen sowie einige gemütliche Gaststätten. Eine moderne Kreisschulanlage für die Integrierte Oberstufe der Kinder aus den Gemeinden Göschenen, Wassen und Gurtnellen wurde in den Jahren 1970 bis 1973 erbaut.
 

Für den Feierabend und das gesellige Leben der Dorfbevölkerung wird ebenfalls gesorgt. Zahlreiche Vereine und Clubs sorgen für eine sinnvolle Abwechslung und für den nötigen Zusammenhalt in der Gemeinde. So hat Gurtnellen zum Beispiel die einzige Armbrustschützengesellschaft im Kanton Uri. Trotz den sich wandelnden Entwicklungen in diesem Jahrhundert konnte die Ortschaft ihren Dorfcharakter beibehalten.